Im nachfolgenden wollen wir dem Leser einen kurzen Überblick über die Geschichte von Unterbalbach geben. Grundlage dieses Überblicks ist zum großen Teil das Heimatbuch “Historische Betrachtung der Entwicklung des Tauber- und Balbachtales, insbesondere des Dorfes Unterbalbach vom Mittelalter bis heute“ von Oskar Deckert. Er hat es freundlicherweise gestattet aus seinem Buch zu zitieren. Hierfür herzlichen Dank. Insoweit wird auch auf die Seite Heimatbuch von Unterbalbach verwiesen.
Geographische Lage
Nördlich von Bad Mergentheim mündet von Osten her ein kleines Seitental in den Taubergrund ein. Eine schwache Wasserader, kaum 10 km lang, der Balbach (auch die Bach genannt), durchzieht das Tal. Zwei Muschelkalkhügel, der Geinhardsberg (327m) und der Vogelsberg (347m) stehen am Eingang in dieses kleine Tal. Zwischen diesen beiden Erhebungen an der Einmündung des Balbach in die Tauber liegt unsere Heimatgemeinde Unterbalbach.
(Weitere Informationen sind aus Kapitel I Geographische und geschichtliche Betrachtung im Heimatbuch Seite 15 bis 16 Ziffer 1 ersichtlich.)
Frühzeitliche Besiedelungen
Durch neueste archäologische Ausgrabungen im Bereich Mühlbach/Heißgrat unterhalb des neuen Friedhofes ist erwiesen, daß bereits zur Jungsteinzeit und anschließend keltische und germanische Besiedelungen in Unterbalbach bestanden haben müssen.
In den ersten Jahrhunderten nach Christi Geburt schoben sich die germanischen Stämme auf ihrer Wanderung nach Westen immer näher an den Grenzwall Limes heran. Dabei kam es zwischen den Franken und Alemannen zu kriegerischen Auseinandersetzungen. In der Schlacht von Zülpich im Jahre 496 wurden die Alemannen geschlagen und mussten das Land räumen. So rückten die Franken in unsere Heimat ein. Später ließ sich in diesem Zuge im Balbachtal die fränkische Sippe des Ballo nieder und gründete die Siedlung Balbach. Wann Unterbalbach durch Gründung einer festen Siedlung entstanden ist, lässt sich heute nicht mehr genau ermitteln.
(Weitere Informationen sind aus Kapitel I Nachweis der frühgeschichtlichen Besiedelung im Heimatbuch Seite 16 bis 18 Ziffer 2 ersichtlich.)
Von der ersten urkundliche Erwähnung 1219 bis zum Jahr 1590
In das Licht der Geschichte rückte das Balbachtal erst in einer viel späteren Zeit, als man begann Käufe, Verkäufe, Schenkungen usw. in Urkunden festzulegen. Im 12. Jahrhundert sind die ersten Urkunden des Balbachtals festgehalten.
Die erste namentliche Erwähnung des Dorfes Ballenbach tauchte in einer Urkunde vom 16.12.1219 auf. Die Schreibweise des Dorfnamens hat sich in der Folgezeit des öfteren verändert:
1219 Ballenbach
1220 Ballebach
1285 Balbach
1321 Unterballenbach
1359 nidern Balbach
1391 Walbach
1453 undern Balbach
Der Name Ballenbach kommt wohl vom Tal des Ballo (Krieger). Die ansässigen Ritter waren Vasallen der Herren von Luden (Lauda). Nachdem die Herren von Luden in männlicher Linie ausgestorben waren heirateten die Töchter in die Geschlechter Ballenbach.
Das Rittergeschlecht der Sützel von Mergentheim erwarb im 14. Jahrhundert Güter und Besitzungen in Unterbalbach. Diese Sützel hatten in Unterbalbach zwei Burgen, die obere Burg und die untere Burg. Die damaligen Dörfer waren nicht ummauert. Unterbalbach war durch einen lebenden Zaun umgeben, der durch einen Graben verstärkt war. Die Ortsausgänge waren durch Tore geschlossen, die nach den benachbarten Dörfern benannt wurden. So kannte man in Unterbalbach das Balbacher-, das Edelfinger und das Königshöfer Tor. Oft gingen auch Prozessionen (Fronleichnam, Pfingsten) um das Dorf, an denen sich die gesamte Gemeinde beteiligte. Die Prägung durch die Burgen führte zur Bildung eines zahlenmäßig starken Handwerkstand. Mittelpunkt des gemeinsamen Lebens war der Platz an der Kirche. Gesellige Veranstaltungen und Gerichtssitzungen im Freien fanden unter der Linde, in der Nähe des Balbacher- Tores statt.
Den Hauptteil der Dorfanlage bildeten die beiden erwähnten Burgen mit ihren zum Fronhof gehörenden Wirtschaftsgebäuden. Der Weinbau bildete damals den Hauptreichtum der Gegend. Aus noch erhaltenen Urkunden geht hervor, dass Reben schon um das Jahr 1200 an den Hängen angebaut wurden.
Die obere Burg stand an der Stelle des heutigen Schulhauses und war mit Wall, Graben und Vorhof umgeben (der Straßenname “Burgwiesenstraße“ erinnert daran). Die untere Burg (Standort im Bereich der heutigen Straßen “Zwischen den Bächen/Untere Burg“) war ein vierstöckiger Hauptbau mit ebenso hohen Flügeln, zwischen denen ein sieben Stockwerk hoher Turm stand. Das Schloss war von einer Mauer mit Bastionen an den Ecken umgeben. Der breite Graben war außen nochmals befestigt und durch ein äußeres Tor und durch eine Zugbrücke erfolgte der Zugang zum Inneren-Schloss. 1463 wurde die obere Burg belagert. Sie wurde jedoch nicht gestürmt, sondern nach Verhandlungen dem Würzburger Erzbischof Adolf überlassen.
Der Deutsche Ritterorden richtete um das Jahr 1580 in Unterbalbach das Ordensamt ein. Unterbalbach wurde zur Amtsstadt. Das obere Schloss diente als Amtshaus. Eingehende Dienstanweisungen regelten die Pflichten und Aufgaben des Amtmannes. Dem Amt Unterbalbach gehörten damals an: Oberbalbach, Edelfingen, Deubach, Sailtheim, Bowiesen, Neubronn, Rüdershof, Reckerstal, Holzbrunn, Reisfeld und Laubertbrunn.
Heute deutet fast nichts mehr auf die ehemalige Wasserburg hin: Wo früher eine Burg stand, ist heute ein älteres Wohngebiet. Hierfür wurden die Bachläufe kanalisiert und das Gelände angehoben, so dass Geländeunterschiede wie Wälle und Gräben ausgeglichen wurden. An die Zeiten der Burgen erinnern heute noch die Straßenbezeichnungen „Burgwiesenstraße, Burgweg und Untere Burg“.
Die zahlreichen Besitzverhältnisse durch unterschiedliche Herrschaften reduzierten sich bis in Jahr 1596 auf zwei: dem Hochstift Würzburg und dem Deutschen Ritterorden.
(Weitere Informationen sind aus Kapitel I Erste urkundliche Erwähnungen im Heimatbuch Seite 18 bis 20 Ziffer 4 ersichtlich.)
18. Jahrhundert bis Übergang in das Großherzogtum Baden
Im Jahre 1786 zählte das Ordnungsamt Unterbalbach 70 Bürger und 5 Witwen. Durch die unterschiedlichen Herrschaften in Unterbalbach (Erzbistum Würzburg und Deutschorden) kam es auch, dass die Bevölkerung von Unterbalbach teils nach Mergentheim, teils in die Amtsstadt Lauda orientiert war. Das wirkt sich heute noch aus. Beide Städte boten den Unterbalbacher Handwerkern Verdienstmöglichkeiten, zumal der Weinbau zurück ging.
Die Güter des Deutschen Orden gingen im Jahr 1809 an das Königreich Württemberg und die Güter der Zobelschen Herrschaft 1807 an das Großherzogtum Baden. Dies hatte zur Folge, dass Unterbalbach zur Hälfte Württembergisch und zur Hälfte Badisch wurde. Am 02.10.1810 wurde der württembergische Teil im Tausch gegen Edelfingen dem Großherzogtum Baden zugeschlagen.
Unterbalbach hatte in den Jahren 1792 - 1815 unter den Napoleonischen Kriegen zu leiden. 1812 zogen drei Unterbalbacher (Hofmann, Moll und Diez) mit Napoleon gegen Russland.
1814 durchzogen 40.000 Russen mit 18.000 Pferden die Gegend. Unterbalbach musste Teile dieser Armee verpflegen. Die Folge war eine hohe Verschuldung der Gemeinde.
Am 19. Juli 1835 zwischen 15.00 und 16.00 Uhr brach eine Hochwasserkatastrophe der Balbach über den Ort herein. Zerstört wurden 6 Wohnhäuser und 19 Scheunen. Drei Menschen kamen ums Leben. 28 Stück Vieh, 9 Schweine und 1 Pferd ertranken. Der Zimmermann Konrad Hermann rettete 18 Menschen das Leben. Für diese Tat erhielt der Unterbalbacher 100 Gulden Belohnung und den badischen Verdienstorden.
(Weitere Informationen sind aus Kapitel IX Die Zuordnung an das Großherzogtum Baden im Heimatbuch Seite 83 bis 88 Ziffer 1 bis 4 ersichtlich.)
Ende des 19 Jahrhunderts bis zur Zeit nach dem 2. Weltkrieg
Im Deutsch-Französischen Krieg von 1870 – 1871, der geführt wurde zwischen dem Kaiserreich Frankreich auf der einen und den deutschen Staaten unter der Führung Preußens auf der anderen Seite, waren auch 19 Unterbalbacher beteiligt. In der Folge dieses Krieges kam es zur Gründung des Deutschen Kaiserreiches.
Vor dem 2. Weltkrieg hatte Unterbalbach 725 Einwohner. 77 Unterbalbacher kehrten aus dem 2. Weltkrieg nicht mehr zurück. Nach Beendigung des Weltkrieges 1945 kamen viele Heimatvertriebene in unser Dorf und die Bevölkerung wuchs auf 1086 Einwohner an. Die Schwierigkeiten der Unterbringung der Heimatvertriebenen waren groß. Das Verhältnis zwischen Heimatvertriebenen und Alteingesessenen war und ist jedoch immer gut gewesen. Das zeigt auch die Tatsache, dass nur wenige von denen, die nach Unterbalbach gekommen sind, die Gemeinde wieder verlassen haben.
Die Geschehnisse in den letzten Tagen des 2. Weltkrieges im Dorf hatte der damalige Pfarrer Renner in diesem Bericht Kriegsende 1945 zusammengefasst.
Das Dorf wandelte sich nach dem 2. Weltkrieg grundlegend. Einst ein Dorf mit Handwerksbetrieben und Landwirtschaft, hatten wir nach dem Krieg 68 Gewerbetreibende, vom Damen- und Herrenschneider, Bäcker, Metzger, Frisör, Gärtner, Wagner, Schmied, Einzelhändler, Zimmerei, Flaschner, Elektriker, Maler, Gipser, Maurer, Schuhmacher, Architekten usw. Heute hat sich die Zahl der reinen Handwerksbetriebe natürlich reduziert. Was die Landwirtschaft angebelangt sind von ehemals 10 selbständigen Bauern keine mehr übrig geblieben. Die Landwirtschaft wird entweder nur noch im Nebenerwerb betrieben oder von großen Landwirten aus den Nachbarorten bewirtschaftet. Heute arbeiten die meisten Unterbalbacher in den umliegenden Städten.
(Weitere Informationen sind aus Kapitel IX Die Zuordnung an das Großherzogtum Baden im Heimatbuch Seite 83 bis 88 Ziffer 1 bis 4 ersichtlich.)
Eingemeindung in die Stadt Lauda-Königshofen
Die Gemeinde Unterbalbach hatte am 09.11.1972 eine freiwillige Vereinbarung mit der Stadt Lauda über die Eingliederung geschlossen. Zuvor hatte die Stadt Lauda mit den ehemals selbständigen Gemeinden Oberbalbach, Marbach, Gerlachsheim, Heckfeld, Beckstein und Oberlauda und die Stadt Königshofen mit den Gemeinden Deubach, Messelhausen und Sachsenflur Eingliederungsverträge geschlossen. Die Vereinbarung zwischen Unterbalbach und Lauda wurde am 30.08.1973 vom Regierungspräsidium Stuttgart genehmigt. Hiergegen hatte die Stadt Königshofen Anfechtungsklage beim Verwaltungsgericht Stuttgart erhoben. Durch diese Klagererhebung wurde der Eingliederungsvertrag nicht rechtswirksam. Das Verwaltungsgericht hat durch Beschluss vom 19.11.1973 das Ruhen des Verfahrens angeordnet. Durch die Beschreitung des Rechtsweges ist die Vereinbarung nie rechtswirksam geworden und somit die Eingliederung nicht erfolgt. Unterbalbach wurde daher als ehemals selbständige Gemeinde nicht Partnerin eines Eingliederungsvertrags. Das ganze Verfahren hat sich später durch das Gemeindereformgesetz vom 09.07.1974 erledigt. Durch dieses Gesetz wurde mit den Städten/Gemeinden Lauda, Königshofen und Unterbalbach die neue Stadt Lauda-Königshofen gebildet.
Die Gesamtstadt hat heute ca. 15.000 Einwohner und Unterbalbach ist mit ca. 1580 Einwohnern (Stand 2015) der viertgrößte Stadtteil. Von der Gemarkungsfläche mit 517 ha betrachtet, jedoch der drittkleinste Teilort.