Eigentlich trat das Balbachtal erst mit Beginn des 13. Jahrhunderts in das Licht der Geschichte. Das Dorf Unterbalbach (damals Ballenbach) wurde nachweislich erst am 16.12.1219 erstmalig urkundlich erwähnt. Dass die Geschichte unseres Dorfes jedoch viel älter ist, davon war auszugehen. Aufgrund von Funden im Bereich Lehmgrube konnte vermutet werden, daß in Unterbalbach schon sehr früh Zivilisationen siedelten. Was jedoch im Zuge der Erschließungsarbeiten zum Neubaugebiet Mühlbach/Heißgrat an das Tageslicht befördert wurde, war jedoch nicht zu erwarten. Das Landesdenkmalamt nahm aufgrund von Luftbildern Probegrabungen vor und wurde fündig. Bereits bei der ersten Sondierungsgrabung wurde ein bronzezeitlicher Grabhügel entdeckt. Doch dabei blieb es nicht. Von Mai 2009 bis November 2009 wurden ca. 100 Gräber des frühen Mittelalters aus der Zeit von 300 – 700 n. Ch., frühgeschichtliche Gräber aus den Epochen der Schnurkeramik 2800 – 2300 v. Ch., der keltischen Zeit von 800 – 100 v. Ch. und als archäologischer Höhepunkt ein germanisches Brandgräberfeld aus der Zeit von 100 v. Ch. – 300 n. Ch. endeckt. Neben den verschiedenen Gräbern konnte auch eine keltische Hofstelle untersucht werden. Das Neubaugebiet tat sich sozusagen als wahre Fundgrube für die Historiker auf. Besonders interessant waren die auch im Taubertal seltenen Befunde der Bronzezeit, vor allem aber die frühgermanischen Funde der sogenannten Großromstedter Gruppe (benannt nach einem Fundort bei Jena). Diese sind deshalb so interessant, da sie Aufschluss geben über das Zusammenleben der Neuzuwanderer mit den letzten Kelten.
Zu den herausragenden Funden zählen Keramikgefäße der Jungsteinzeit, ein spätkeltisches Schwert, römische Importkeramik sowie ein Goldanhänger aus dem 7. Jahrhundert. Somit ist der frühmittelalterliche Bestattungsplatz der Zeit um 700 n.Chr. der älteste Beleg des heutigen Unterbalbach und seiner für damalige Verhältnisse wohlhabenden Bewohner.
Verantwortlich für die Ausgrabungen in Unterbalbach war Grabungsleiter Matthias Weber vom Landesamt für Denkmalpflege beim Regierungspräsidium Stuttgart. Er verstand es die Bevölkerung sehr frühzeitig in die Grabungsarbeiten einzubeziehen. Jeden Mittwochnachmittag nahm er die interessierte Bürgerschaft mit auf die Reise durch die Vergangenheit. Das Interesse der Unterbalbacher, aber auch von vielen auswärtigen Besuchern, war sehr groß.
Dieses Skelett liegt mit angewinkelten Beinen auf der Seite. Ein Zeichen dafür, daß es sich hierbei um ein Hockergrab aus der Jungsteinzeit handelt.
Durch entsprechende Grabbeigaben läßt sich auch feststellen, daß das Grab der schnurkeramischen Epoche zuzuordnet ist.
Interessant dabei ist auch die Ausrichtung der Toten in ihren Gräbern: Frauen wurden nach Süden, Männer nach Osten schauend begraben.
Bemerkenswert ist auch die Tatsache, daß so viele Kulturen diesen Bereich als Begräbnisplatz nutzten. Auch der neue Friedhof in der Gegenwart befindet sich nur wenige Meter von den Ausgrabungen entfernt. Für die Archäologen ist zumindest eindeutig warum die vergangenen Kulturen dies taten. Der Boden ist schlecht und daher für den Ackerbau wenig geeignet. Deshalb wurde er wohl von Jungsteinzeitmenschen, Kelten, Germanen und Menschen des frühen Mittelalters als Begräbnisplatz auserwählt.
Die herausragende Bedeutung der Ausgrabung liegt vor allem an der sich über fast drei Jahrtausende erstreckende Kontinuität, Vielfalt und Reichhaltigkeit der Befunde, außerdem wirft sie ein neues Licht auf die Besiedelung des Taubertals in frühgeschichtlicher Zeit. Offen bleiben zunächst noch die Fragen der Zeitenwenden. Was passierte, als die Kelten gingen und die Germanen kamen? Verdrängten diese die Kelten und wenn ja wie und warum ?
Das untersuchte Areal hat eine Fläche von rund 25.000 Quadratmetern. Die Funde aus der Ausgrabung werden nach Esslingen verbracht und in den Werkstätten des Landesamts für Denkmalpflege restauriert.
Die Unterbalbacher wünschen sich nun eine dauerhafte Ausstellung in ihrem Rathaus. Dort sollten die Zeugnisse der ersten Ureinwohner unseres Ortes ausgestellt und interessierten Gruppen, Schulen etc. zugänglich gemacht werden.
Die Ausgrabungsarbeiten wurden im Frühjahr 2010 oberhalb des Neubaugebietes fortgesetzt. Auch hier konnten von den Archäologen zahlreiche Funde ans Licht gebracht werden. Siehe hierzu auch den ausführlichen Zeitungsbericht.
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